Wer nicht fängt, heißt Holger

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ESSLINGEN: "Die Freunde des Holgerballs" sind kein Verein wie jeder andere - Ihr Motto: Hauptsache Spaß

Prinzipiell wird in diesem Verein jeder "Holger" genannt, und wer sich besonders blöd anstellt, kann es auch bis zum "Sonderholger" bringen. Aber laut Personalausweis heißt von den derzeit 37 Mitgliedern, die überwiegend zwischen 20 und 45 Jahre alt sind, nur ein einziger Holger: Holger S. Er ist nicht nur Namensgeber und Ehrenmitglied, sondern irgendwie auch dafür verantwortlich, dass es den Verein überhaupt gibt. In wenigen Sätzen lasse sich die Historie aber nicht erzählen, heißt es auf der Vereinshomepage, wo die ausführliche Version nachzulesen ist und man bloß nichts allzu ernst nehmen sollte.

Aus Lust einen Verein gegründet

Die Gründung in Kürze: Es war im Sommer 1997, Holger S. und ein paar Kumpels waren in Italien im Urlaub. Aus Langeweile und um sich abzukühlen, spielten die Jungs im Wasser mit "einem kleinen, weißen, nicht vor Luftdruck strotzenden Ball, den man Tage zuvor einem Italiener entwendet hatte". Einer in der lustigen Truppe konnte selbst die am leichtesten zugespielten Bälle nie fangen. Ausgerechnet er behauptete aber, früher einmal ernsthaft Wasserball gespielt zu haben. Dieses Balltalent hieß - natürlich - Holger. Geboren war die neue Sportart Holgerball, bei der man im Wasser steht, sich den Ball zuwirft und derjenige, der nichts fängt, als Holger betitelt wird.

Drei Jahre später wurde aus der Urlaubslaune sogar ein eingetragener Verein. "Wir hatten einfach Lust, mal einen Verein zu gründen", erzählt der erste Vorsitzende Matthias "Holger" H. Gesagt, getan. Der Besuch beim Notar sei dann auch wie erwartet eine riesige Gaudi gewesen. Als satzungsmäßiger Zweck des Vereins ist seitdem "die Zusammenführung mehrerer Personen zur körperlichen Ertüchtigung und fröhlichem Beisammensein" eingetragen und das Gesicht des Ur-Holgers ziert das Vereinslogo. Was die Regularien anbelangt, sind die Freunde des Holgerballs also scheinbar ein normaler Verein, der sich auch auf der Vereinsseite der Stadtverwaltung findet. Tatsächlich läuft in einem Verein, der Spaß haben zum höchsten Motto macht, aber alles ein bisschen anders ab. Hier ist beispielsweise eine Vollversammlung doppeldeutig zu verstehen und garantiert keine nüchterne Angelegenheit.

Als Mitglied aufgenommen wird in der Regel nur, wer bereits jemanden aus dem Verein kennt. Altersbegrenzungen gibt es keine, die beiden Jungmitglieder sind zwischen ein und zwei Jahre alt. Auch weibliche Holger wären erlaubt. "Bis jetzt hat sich aber noch keine Frau gemeldet, die unbedingt wollte", sagt H.

Tischtennis im Dunkeln

Holgerball spielen die Aktiven inzwischen nicht mehr sehr oft, schließlich handle es sich um eine Salzwassersportart mit olympischem Anspruch, wie H. augenzwinkernd erklärt. Und weil selbst ein Salzstreuer aus dem Merkelbad noch kein Meer machen konnte, ertüchtigen sie sich jetzt anderweitig. Zum Beispiel beim Tischtennis spielen - im Dunkeln. Und die leuchtend blauen T-Shirts und Käppis der Holgers können auch auf der Skipiste, beim EZ-Citylauf und alljährlich auf dem Bürgerfest gesichtet werden.

Die Holgerballer machen am liebsten alles gemeinsam, denn das erhöht den Spaßfaktor. Zusammen macht das Einkaufen für die Party und das Aufräumen danach mehr Laune. Vor allem geht es den Holgerballern auch darum, ein Netzwerk aufzubauen, das die Freunde und Bekannten zusammenhält, die es beruflich in alle Himmelsrichtungen verschlagen hat. Zuletzt haben sich die Holgers auch sozial engagiert und eine Freizeitgruppe für Behinderte, den Sonny-Club, mit 500 Euro unterstützt. Und es ist noch eine Menge mehr geplant. Vielleicht wird es auch noch einen Holger-Ball geben. Mit Tanz und sicher mit jeder Menge Blödsinn.